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Kaspar
Stanggassingers Leben war ebenso kurz wie unauffällig.
Es dauerte nur 28 Jahre und verlief ohne äußere Sensation.
Er war wirklich einer wie wir, ein Seliger, der uns
Mut machen kann, treu im Kleinen. Dieser stille Heilige
ging unseren gewöhnlichen Weg, den der täglichen Pflichterfüllung
in der Arbeit und im Gebet.
Kaspar
Stanggassinger wurde 1871 in Berchtesgaden geboren. Er war das zweite
von insgesamt 16 Geschwistern. Der Vater, ein angesehener Mann, arbeitete
als Landwirt und besaß einen Steinbruch. Kaspar
hegte schon früh den Wunsch, Priester zu werden. Mit zehn Jahren
ging er nach Freising an das Gymnasium. Anfangs tat er sich sehr
schwer in der Schule. Sein Vater drohte, er werde ihn wieder heimholen,
falls er die Examen nicht bestehe. Mit eisernem Willen und im Vertrauen
auf das Gebet schaffte er das Klassenziel. In späteren Jahren sammelte
er die jüngeren Studenten um sich. Sie wollten unter sich echte
Freundschaft pflegen und ihre Freizeit sinnvoll gestalten. Die Gruppe
besuchte gemeinsam die heilige Messe. Sie unternahmen miteinander
Ausflüge und Wallfahrten. Als sich bei einer Bergtour auf den
Untersberg ein Schüler im Fels verstieg, rettete ihn Kaspar unter
Einsatz seines Lebens.
Nach
der Reifeprüfung 1890 trat er ins Priesterseminar zu Freising ein
und begann sein Theologiestudium. Sein geistliches Tagebuch aus
jener Zeit verrät uns, wie ernst er schon damals das geistliche
Leben nahm. Er hatte sich eine feste Ordnung für Gebet und Betrachtung
auferlegt. Anlässlich eines Besuches bei den Redemptoristen erkannte
er deutlich: Gott ruft mich in diese Ordensgemeinschaft. Gegen den
heftigen Widerstand seines Vaters trat er in das Noviziat ein.1895
wurde er in Regensburg als Redemptorist zum Priester geweiht. Der
junge Ordensmann hatte den Wunsch, Missionar zu werden. Seine Obern
jedoch hatten andere Pläne: Kaspar soll als Erzieher im Internat
die künftigen Missionare heranbilden. Als Ordensmann hatte er Gehorsam
versprochen. So entsprach er bedingungslos dem Willen seiner Vorgesetzten.
Als Präfekt im Ordensseminar in Dürrnberg bei Hallein oblag ihm
die Aufsicht über die Studenten. Er musste den ganzen Tag für die
Buben da sein, zudem musste er 28 Wochenstunden Unterricht in verschiedenen
Fächern erteilen. Auch übernahm er gern in verschiedenen Pfarreien
die Sonntags-Aushilfen. Obwohl die Arbeitsbelastung groß war, blieb
der junge Pater stets freundlich und strahlte gottverbundene Freude
aus. In seiner Aufgabe als Erzieher wuchs P. Stanggassinger
bald über sich selber hinaus. Und hier sein Geheimnis: Er war von
seinem Arbeitsbereich begeistert: ,,Welch hohe Aufgabe, Priester
und Redemptoristen heranzubilden!" Kaspar liebte die ihm anvertrauten
jungen Menschen so, dass er sagen konnte: ,,Ich mag die Buben. Für
die Studenten mache ich alles. Ich würde mein Leben für sie hingeben".
1899
eröffneten die Redemptoristen in Gars a. lnn ein Ordensgymnasium.
P. Stanggassinger wurde - erst 28-jährig - zum Seminardirektor ernannt.
Doch er konnte den Schülern nur noch zum Schulbeginn die Exerzitien
halten. Wenige Tage später starb er an einer Blinddarmentzündung.
Am 24. April 1988 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Jetzt wird dieser Freund der Jugend weltweit verehrt und als Fürsprecher
bei Gott angerufen. In der Klosterkirche von Gars befindet sich
der kunstvolle Schrein mit den Reliquien des seligen Kaspar.
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